Samstag, 20. Oktober 2012

Astrid Behrens REVUE DER ILLUSIONEN



11.10 - 1.12.2012 //

Astrid Behrens beschäftigt sich mit der Möglichkeit und Unmöglichkeit, Wahrheit in Bildern zu finden. Seit 10 Jahren sammelt und verarbeitet die freischaffende Künstlerin und Bühnenbildnerin Zeitungsausschnitte, Bilder aus Internet und Magazinen, Fotos von Reisen und Comics in Malerei und Collagen.
Herausgelöst aus ihrem ursprünglichen Kontext, auf die Leinwand gebracht oder in unerwartete, neue Nachbarschaft mit artfremden Inhalten gestellt eröffnen die Motive in Behrens’ Arbeiten wie auf eine Bühne gestellt mögliche neue Assoziationsräume und Erzählstränge. Monster und Helden, Mensch, Technik und Tier stehen dabei in egaler Folge nebeneinander. Bei der Auswahl der Motive bedient sich Astrid Behrens oft extremer Bildwelten: Pornografie, Umweltkatastrophen, Superhelden, Waffen; in den neuen Arbeiten ist ein Bigfoot, ein vermeintliches Monster aus einem Marvel Comic, Held einer Bildserie:
 Kein Ende in Sicht, 230x290 cm


In „Kein Ende in Sicht“ (230 x 290cm) trägt das übermenschengroße Unwesen im Gegenlicht eines PKW ein Kind aus dem Bild heraus. Das Monster entpuppt sich im Comic als harmlos, von Menschen in seiner Existenz bedroht. Gequält und sisyphosgleich, ewig dazu verdammt das Böse zu verkörpern steht er in den Bildern tiefschwarz gerändert und bedrohlich auf zart pastelligem Grund. Der expressive, malerische Ausdruck sowie Gebrauchsspuren auf den als Malgrund verwendeten Rückseiten von Theaterprospekten heben das Motiv aus seinem comichaft-grafischen Ursprung; das Bild wirkt wie patiniert, gealtert.


 

Frau mit Zigarette und Nagellack, 30x30cm

Mann mit Halsband, 30x30cm 


In den kleinformatigeren Arbeiten finden sich Helden, Freaks, Kleinwüchsige, Kostümierte, Vermummte – Darsteller, die sich zu positionieren suchen, sich zeigen und gleichzeitig verbergen – eine Revue der Illusionen die um den Traum kreist, wenigstens für einen Moment eins zu werden mit der großen Sehnsucht, dem Wunschbild - einmal die ganz große Rakete fliegen zu sehen; viele der Bilder wollen ein Maximum an freigesetzter Energie zeigen - und offenbaren dabei immer auch ein zerstörerisches Potential.

Frau (Unwetter) 150x200cm



Die Erotik der gespreizten Beine im großformatigen Akt „Frau“ wirkt - auch - aggressiv. Malerisch ergießen sich Farbregen oder –spritzer über die Bilder, das Motiv störend aber auch dynamisch befördernd.
Die sachlich gehaltenen Titel der Arbeiten („Mann, klein“, „Frau“, „Mann mit Maske und Pistolen“, „Strahlantrieb, groß“) überlassen eine inhaltliche Einordnung allerdings dem Betrachter.

Die formale Zartheit der kleinformatigen Arbeiten, die aquarellhafte Technik oder das Schweben der Motive in einem von der Vorzeichnung verbliebenen, zarten Raster auf teils ganz unbearbeitetem Hintergrund unterstreichen die Flüchtigkeit und das  Nichtgreifbare der Bildinhalte. Das Verwenden von ungrundierter Leinwand und eine stumpfe Farbigkeit, Farbflecken oder -verläufe geben auch diesen Bildern die Anmutung aus einer vergangenen Zeit zu stammen.

Mann mit Maske und Pistolen, 120x95cm, 2010 / Mann mit Maske 50x40cm, 2010

Strahlantrieb groß, 280x200cm, 2010

ohne Titel, 150x200cm, 2010




„Ich möchte mich dem Uneindeutigen zuwenden und es zeigen. Abgründe interessieren mich. Die meisten Fragen lassen sich ja nicht beantworten man kann sie nur anschauen. Meine Bilder fragen: Was bin ich?“ (Astrid Behrens)